Glaube im Alltag

Deine Zeit, meine Zeit

Viele Paare kennen das, endlich sind die heiß ersehnten Kinder da und los gehen die Streitereien. Wer hat die letzte Windel gewechselt? Wer konnte zuletzt ausschlafen? Wer darf mal wieder einen Abend mit Freunden weg und wer ist eigentlich eh der bessere Elternteil?

Das klingt vielleicht ein bisschen krass, aber wir sind Menschen und das Vergleichen liegt in unserer Natur. Wir orientieren uns an anderen Menschen. Positiv wie negativ. Und gerade unsere Partner sind uns da ein willkommenes Gegenüber. Kein Wunder, dass es da auch mal knallt.

Gestern war meine Zeit angesagt. Wir hatten einen schönen und produktiven Vormittag, hatten liebsten Besuch zum Mittag und dann hatte ich vier Stunden für mich. Könnt ihr es glauben, dass ich eeeewig gebraucht habe, bis ich endlich meinen Rucksack geschnappt habe und los gegangen bin? Vielleicht lag es an der guten Stimmung zuhause oder an der leisen Stimme in mir, die meinte, dass mein Job ja nicht so hart wäre und ich die Pause eigentlich nicht bräuchte oder schlicht daran, dass ich nicht wüsste wohin mit mir.

Mein Mann hat mich dann freundlich darauf hingewiesen, dass ich dann mal los gehen könnte, während ich das Bad wischte.

Mit der kommende Woche im Kopf und meinen imaginären Listen bin ich dann endlich aufs Rad gestiegen. Einfach losgefahren. Ich weiß, der eine oder die andere fragt sich jetzt, warum ich nicht zur Massage, zum Friseur, in ein Café oder shoppen gegangen bin. Zu laut, zu teuer, nicht möglich (wegen meines Jahresvorsatzes).

Ich brauchte Stille. Echte Stille und die finde ich nur in der Natur. Vorzugsweise auf dem Berg. Aber gestern reichte auch der Wald.

Ich habe gelauscht, gelesen, geschrieben, gebetet.

Ich war allein. Friedlich und spürte, wie ich auftankte.

Bei mir setzt immer recht schnell das Vermissen wieder ein und ich habe mich selbst überredet noch ein bisschen länger zu bleiben. Zum Glück, denn als ich heim kam, waren alle ausgeflogen. Es überrascht mich doch immer wieder, dass sie auch sehr gut ohne mich auskommen. (Das ist ein Scherz)

Ich konnte in Ruhe duschen, habe unter der Dusche laut gesungen und hatte sogar noch Zeit für ein paar Kleinigkeiten, die mich die Woche gestört habe. Und als meine Lieben nach Hause kamen, da war ich ganz bei mir und glücklich. Ich spürte tiefe Freude und war so dankbar um diese Stunden, die ich mir erlaubt habe.

Diese Pause war nötig und wichtig und wenn mein Mann und ich uns das nicht gegenseitig zugestehen würden, wüsste ich nicht, wie es uns ginge. Er konnte abends zu einem Freund und in mir war kein Groll.

Für mich ist es eine wahre Wohltat, wenn mein Mann sagt, dass es ein harter Job ist, sich um beide Kinder zu kümmern. Nicht, weil ich will, dass er leidet, sondern weil es mir gut tut zu hören, dass ich etwas leiste, dass auch Pausen braucht.

Ich liebe unseren Alltag, aber ich liebe auch meine kleinen Momente und will besser darin werden zu wissen, was ich in meinen Pausen machen möchte.

Jedes Paar muss seinen eigenen Umgang damit finden und das geht am besten, wenn man darüber spricht und Dinge regelt. Wir sind keine Menschen für lang geplante Strukturen, aber sicherlich ist es für manche Paare hilfreich.

Dem Partner eine Pause zu ermöglichen ist das größte Geschenk, das man in der Kleinkindphase machen kann und ich denke es lohnt sich, es auszuprobieren. Die Stimmung wird garantiert besser mit der Zeit und auch die Kinder lernen, dass Mama und Papa keine Maschinen sind.

Ich freue mich schon auf die nächste Pause und schreibe mir jetzt immer auf, was ich machen möchte, wenn sie da ist. Wie wär’s? Machst du mit?

PS: Man braucht keine Kinder um dem Partner eine Pause zu schenken. Und man braucht auch keinen Partner um Pausen zu machen. Auch wenn man manchmal Pause von Partnern braucht.

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