Anlehnen. Fallen lassen. Geborgen fühlen.
Kurz vor einer großen Veränderung in unserem gemeinsamen Leben wird mir wieder bewusst, was es für ein Geschenk ist zu zweit durchs Leben zu gehen. Ich bin nicht allein. Bei allem was ich tue oder was mich herausfordert, habe ich meinen wundervollen Ehemann an der Seite. Er liebt mich bedingungslos, wie ich es oft nicht kann. Er versteht meine Emotionen und mittlerweile sind wir sogar so weit, dass er mir Feedback geben kann ohne, dass es mich jedes Mal verletzt. Also es klappt zumindest manchmal.
Er ist der einzige Mensch, dem ich mich ohne Maske zeige und das bedeutet auch, dass er manchmal die geballte Ladung Emotion, Ungerechtigkeit und Unverständnis abbekommt. Aber er ist noch da. Zehn Jahre befreundet, fast sieben Jahre ein Paar, fünfeinhalb Jahre verheiratet und bald Eltern von zwei Kindern. Familie. Und immer wieder wird mir klar, es macht nur Sinn und Spaß, wenn er und ich das Team, der Kern sind. Wir können unsere Kinder so sehr lieben wie wir wollen, aber wenn wir uns dabei als Paar verlieren, werden wir als Familie nicht glücklich sein. Das bedeutet zu lernen, wie man verzeiht, sich entschuldigt, dem anderen eine Freude macht und zwar immer wieder neu. Es gab eine Zeit, da fiel es mir schwer morgens Kaffee ans Bett zu bringen. Aber nicht, weil mein Mann etwas falsch gemacht hätte, sondern weil ich mir irgendetwas in den Kopf gesetzt habe und gedacht habe, das ist der einzige Weg.
Wir haben total unterschiedliche Schlafrhythmen und das war für mich lange ein Kampf, da ich ein sehr routinierter Mensch bin. Mittlerweile bin ich dankbar und im Hinblick auf die nahenden nächtlichen Spaziergänge durch die Wohnung noch tausendmal mehr froh um diesen Mann. Denn ich musste schon bei Knöpfchen nachts sehr selten aufstehen. Welch ein Geschenk, dass mein Mann eine Nachteule ist und wie gut, dass der Kaffee am Morgen nur einen Knopfdruck weit entfernt ist.
Manchmal stehen wir uns selbst im Weg oder verletzen den Menschen, der uns am nächsten steht tief, weil wir uns nicht bewusst machen, wie besonders es ist, eine funktionierende Ehe zu führen. Ja sogar eine gute Ehe.
Heute kam ich nach einem Termin aus dem Krankenhaus und ich sah ihn schon von drinnen vor der Tür sitzen. Er durfte zwar nicht mit rein, aber er hätte mich niemals alleine gehen lassen. Mein Herz wurde leicht. Auch wenn das Baby da sein wird weiß ich, dass ich nicht allein sein werde. Kein Freund, kein Job und keine andere Verpflichtung ist dann wichtiger und das macht es mir leichter, als wenn ich um alles bitten müsste. Denn das fällt mir schwer. Auch in den letzten Zügen der Schwangerschaft fällt es mir noch schwer um Hilfe zu bitten, denn oft habe ich den Eindruck, dass von mir Souveränität erwartet wird und dass mir nichts zu viel wird. Bei meinem Mann kann ich schwach sein, die Tränen fließen leicht und ich weiß, dass er nichts von mir erwartet, mich eher ermutigt und mir seine volle Unterstützung gibt.
Heute waren wir eine Weile alleine unterwegs und ich bin immer so glücklich, wenn diese Zeiten sich gut anfühlen und wir es beide genießen können. Wir haben uns so viel zu sagen und es geht nicht nur um Knöpfchen oder das Baby. Es geht um uns. Unsere Träume, Visionen und Interessen und ich bete, dass wir uns das bewahren und Gott uns immer wieder dem Blick füreinander schenkt und wir uns dann auch dafür entscheiden.