Heute durften wir einen Tag mit meinem 90-jährigen Opa verbringen. Das haben wir lange nicht gemacht. Ihr kennt die Gründe ja selbst.
Dieser Mann beeindruckt mich einfach immer wieder. Ich würde sagen, unser Fitnesslevel ist gerade ungefähr gleich. Wir sind im Zoo von Bank zu Bank und von Stein zu Stein gewandert. Vorwärts sind wir aber trotzdem gekommen. Es ermutigt mich, wenn ich spüre, wie viel Lebensfreude er hat, obwohl nicht mehr alles so rund läuft. Die Augen machen nicht mehr so richtig mit und natürlich ist er nicht mehr der Schnellste. Aber das Wunderbare an meinem Opa ist, er ist noch voll da. Ich kann mit ihm sprechen und weiß, es kommt alles an und er weiß immer einen guten Rat. Er hört mir zu, nimmt mich in den Arm. Er interessiert sich für unser Leben und wählt seine Worte sehr bedacht. Ich bin so dankbar für diesen Tag und werde ihn in meinem Herzen bewahren.
Im Alltag ist es nicht immer leicht an meine Großeltern zu denken oder mich zu melden. Bevor mein Opa heute kam habe ich vorher fast eine dreiviertel Stunde mit meiner Oma telefoniert und das war inhaltlich so ganz anders. Trotzdem schön und wertvoll und ich habe mir wieder mal vorgenommen, mich mehr darum zu bemühen Kontakt zu ihr zu haben. Aber ich weiß auch, dass es ok ist unser Leben zu leben und an bestimmten Punkten Anteil daran zu geben. Denn es ist heute einfach anders. Wir wohnen nicht alle im gleichen Haus oder Ort und die Wege sind natürlich auch dafür verantwortlich, dass eine gewisse Distanz entsteht. Und wie sagt mein Opa so schön? Das Telefon geht in zwei Richtungen. Mit ihm telefoniere ich wirklich sehr selten, aber wir brauchen das auch nicht, weil jede Begegnung gut ist und es dann einfach passt.
Heute fühle ich mich sehr inspiriert und fröhlich nach diesem schönen Tag und wünsche mir für meine Enkelkinder später, dass sie mit mir als Oma auch so glücklich sind.