Glaube im Alltag, Tiefgang

Optimismus

Januar – es ist kalt draußen, manchmal schneit es, manchmal scheint die Sonne. Es gibt gute Tage und triste Tage. Es gibt schöne Tage und bedrückende und an allen Tagen bleibt die Sehnsucht darauf, dass es bald wieder normal ist. Aber wissen wir eigentlich noch, was normal heißt und wollen wir wirklich alles zurück was uns vor einem Jahr noch als normal bekannt war? Diese Fragen stelle ich mir gerade immer wieder und mache in meinem Kopf Listen: Das mag ich wiederhaben, das brauche ich eigentlich nicht mehr. Ein Prozess ist in mir im Gange und wird wahrscheinlich auch noch nicht so bald abgeschlossen sein. Eines, das ich auf jeden Fall jetzt schon wieder mehr haben möchte ist der Optimismus. Vielleicht liegt es an unserer Kultur, an der momentanen Situation oder an der Müdigkeit. Ich spüre gerade an vielen Ecken und Enden, dass der Optimismus ein wenig abhandenkommt. Sich langsam zudecken lässt, als würde sich eine Schneeschicht über ihn breiten. Seine Stimme ist nur noch dumpf zu hören und wir müssen erst einiges wegräumen, um wieder ran zu kommen, um ihn wieder verstehen zu können. Folgendes Zitat von Dietrich Bonhoeffer ist mir gerade begegnet:

„Optimismus ist bei den Klugen verpönt. Es ist klüger pessimistisch zu sein: Vergessen sind Enttäuschungen und man steh vor den Menschen nicht blamiert da. Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern er ist eine Lebenskraft, eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren, eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt. Es gibt gewiss auch einen dummen feigen Optimismus, der verpönt werden muss. Aber den Optimismus als Wille zur Zukunft soll niemand verächtlich machen, auch wenn er hundertmal irrt. Er ist die Gesundheit des Lebens.“ – Dietrich Bonhoeffer

Habt ihr euch das Wort Optimismus schon mal rückwärts vorgelesen? Sumsi mit Po. Ein Wort das rückwärts gelesen das ausdrückt was es vorwärts gelesen bedeuten will. Leichtigkeit. Den Kopf heben. Auch mal Fünfe gerade sein lassen. Hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, nicht ängstlich zurück. Ja, die Situation gerade ist nicht schön. Herausfordernd, kräftezehrend. Aber wisst ihr, was uns noch viel mehr Kräfte raubt? Wenn wir den Optimismus ausschalten, ihm seine wichtige Stimme nehmen. Wir alle, ob alt oder jung, sind darauf angewiesen positive Gedanken hegen und pflegen zu dürfen. Wir leben von der Hoffnung, nicht von der Angst. Natürlich gehört es dazu, gerade vorsichtiger und isolierter zu sein, als normal. Aber wir dürfen uns trotzdem immer wieder ausmalen, wie es sein wird, im Sommer wieder liebe Menschen zu treffen. Wir dürfen uns erinnern, welche schönen Dinge wir wiederholen möchten und uns daran festhalten. Mit einem realistischen Optimismus, der unsere guten Gedanken erhält, uns hoffnungsvoll den Weg weist, uns morgens die Beine über die Bettkante schwingen lässt und uns ohne Zweifel daran glauben lässt: Es wird wieder anders. 

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