Kennt ihr sie? Diese Freundschaften, die ewig dauern? Die schon früh in der Jugend beginnen, mit Menschen, mit denen man so viel teilt und erlebt.
Und dann passiert etwas. Man wird erwachsen. Schicksalsschläge häufen sich und man denkt immer wieder, das schaffen wir gemeinsam. Da kommen wir zusammen durch, alles wird wieder gut. Doch jeder geht anders damit um, mit Veränderung und Herausforderung und wir verändern uns natürlich auch durch unsere je eigenen Herausforderungen im Leben, im Alltag, im Bewältigen. Und dann fühlt es sich plötzlich nicht mehr leicht und natürlich an, sondern es wird mühsam, anstrengend. Verletzungen häufen sich. Missverständnisse werden fester Bestandteil der gemeinsamem Zeit und es gibt Schieflagen. Was tun?
Es ist eine meiner größten Herausforderungen ungute Beziehungen zu beenden. Einen klaren Schnitt zu machen. Viel zu oft habe ich schon gezögert und gewartet und dann mit der Zeit gemerkt, das bringt nichts. Im Gegenteil, das Schweigen macht es nur schlimmer und das Ertragen wird zur Last.
Freundschaft fürs Leben. Gibt es das? Sind wir dafür gemacht? Ich glaube schon, dass es Freundschaften gibt, die uns unser Leben lang begleiten können, aber es muss nicht sein. Wir müssen uns nicht an Beziehungen klammern, die nicht mehr das sind, was sie einmal waren, nur um einer Vorstellung gerecht zu werden, die wir einmal hatten. Die Sehnsucht nach einer Freundschaft, die alles aushält und sich gleichermaßen verändert, habe ich auch. Aber es bringt nichts, das auf eine Freundschaft zu projizieren, die dem nicht gewachsen ist oder sich eben zu stark verändert hat.
Und natürlich ist es manchmal so, dass es für den einen scheinbar leichter ist als für den anderen. Dass der eine die Entscheidung trifft und der andere das nicht nachvollziehen kann. Aber was wäre die Lösung? Weiter machen? Etwas vortäuschen? Wäre das besser? Sich immer wieder darüber austauschen was nicht gut läuft und versuchen etwas zu retten, das nicht mehr zu retten ist?
Ich habe gespürt, ich bin dafür nicht mehr bereit und mir fehlt die Kraft. Immer. Wieder. Probieren. Immer. Wieder. Hoffen. Wie lange soll das gehen?
Es ist hart, aber ehrlich und das möchte ich immer mehr. Ich möchte nicht mehr so tun müssen, als wäre ich bereit auszuhalten, alles mit zu machen, alles über mich ergehen zu lassen. Ich will mich um mich kümmern, um meine Kinder und meine Ehe. Ich sehne mich nach Freunden, die mich sehen. Die mich akzeptieren, mich herausfordern und mit denen ich von Herzen lachen und weinen kann. Zusammenreißen, ertragen und „so tun als ob“, soll nicht mehr zu meinem Leben gehören.
Und dabei ist es mir wichtig zu sagen, dass Freundschaft sich für mich sehr davon unterscheidet, jemanden als Seelsorgerin zu begleiten. Denn da habe ich eine ganz andere Rolle. Da bin ich von Anfang an die Gebende und habe mich auch aktiv dafür entschieden. Ich liebe es junge Menschen zu begleiten und für sie ansprechbar zu sein. Und oft bekomme ich durch diese Beziehungen auch ganz viel zurück. Reflektiere anders und bin dankbar um die frischen Gedanken. Jedoch erwarte ich es nicht. Bei einer Freundschaft hingegen brauche ich auch etwas vom Gegenüber und leider bin ich oft auch dort eher die Seelsorgerin als die gleichberechtigte Freundin. Ich weiß auch, dass das mit an mir liegt, dass ich schnell in die Rolle der Helferin springe, weil ich es auch gerne tue. Und doch brauche ich Freunde, die mich davon abhalten und das auch merken. Und die gibt es zum Glück auch in meinem Leben.
Freundschaften zu beenden ist wirklich keine schöne Sache, aber im Endeffekt ist es heilsam für mich gewesen und ich bin froh, dass ich so ehrlich zu mir selbst sein konnte. Umso dankbarer bin ich für die Freundschaften, bei denen ich mich fallen lassen kann und mich nicht anstrengend muss.
Nach der Entscheidung war ich erleichtert und ein bisschen war es so, als würden die Sonnenstrahlen durch die Wolken brechen und ich hab erfahren dürfen, dass ich auf mein Gefühl hören darf, auch wenn die andere Person in der Freundschaft anders entschieden hätte. Auch da zeigt sich, wie weit wir uns voneinander entfernt haben.
Und dann sind da ja noch die Erinnerungen, an die Zeiten, als es noch gut war. Momente, an die ich gerne zurück denke und die ein wichtiger Teil meines Lebens sind. Die mich geprägt, geformt und mich mit zu der Frau gemacht haben, die ich heute sein darf.
Also ist da beides. Trauer und Erleichterung. Und es wird wohl auch noch seine Zeit brauchen, bis ich es verarbeitet habe, auch wenn ich es war, die die Entscheidung getroffen hat.
Liebe Jasmin,
ich bin gerade über deinen Block gestolpert und dieser Beitrag spricht mir gerade total aus der Seele! Mich beschäftigt es gerade auch sehr, ob ich freundschaftliche Beziehungen, in denen ich überwiegend die Gebende bin, noch aufrecht erhalten möchte…
LG
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Liebe Kiki,
es geht geraden vielen so. Ich glaube da haben auch die letzten beiden Jahre damit zu tun. Der Fokus hat sich verändert und bei manchen Freundschaften merkt man, dass sie das nicht aushalten.
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