Tiefgang

Vergebung in letzter Minute (Lk 23, 39 ff)

„Das ist doch nicht fair.“ Dachte ich mir, als ich davon hörte, dass manche Menschen in den letzten Minuten ihres Lebens zu Jesus finden und gerettet werden. Ich muss gestehen, solange ist das noch gar nicht her, dass mich solche Gedanken beschäftigten. Ich bemühe mich so sehr Jesus nachzufolgen und es fällt mir nicht immer leicht, oft bin ich zu verbissen und weiß es scheinbar zu gut. Da kommt mir sowas dann einfach zu leicht vor. Zum Glück denkt Gott anders als ich früher.

Es gibt sie – die Vergebung in letzter Minute, daran glaube ich heute fest. Der Mann am Kreuz neben Jesus, der Schächer, der Jesus kurz vor seinem Tod als Gottes Sohn und seinen Retter annimmt. In letzter Sekunde offenbart er, dass er wirklich daran glaubt, dass neben ihm am Kreuz der Sohn Gottes hängt und zu Unrecht verurteilt wurde. Was für ein schlauer Mensch.

Die Fragen die sich mir aufdrängen sind: Was passiert mit Menschen, kurz vor ihrem Tod? Welche Gedanken spielen sich in ihren Köpfen ab? Welche Szenen ihres Lebens laufen noch mal wie ein Film vor ihrem inneren Auge ab? Und noch viel wichtiger, warum denken sie erst jetzt darüber nach?

Ich lese Lukas 23, 39 ff und begreife. Dieser Mann hat menschlich gesehen versagt in seinem Leben, er hat große Fehler begangen und wird nun für diese bestraft, von Menschen. Doch was er erkennt ist, dass der Mann am Kreuz neben ihm seine Rettung bedeutet. Sein Erlöser sein kann und will. Er weiß in diesem Moment, da ist noch mehr, das kann einfach noch nicht alles gewesen sein. Wie gut, dass er es merkt und in diesem Moment den Mut hat es auch vor allen anderen laut auszusprechen.

Auf meinem 1. Willow Creek Kongress 2016 gab es einen kurzen Clip, der mir die Tränen in die Augen getrieben hat und in meinem Herzen etwas verändert hat.

Bilder vom größten Gefängnis in den USA sind zu sehen. Das Staatsgefängnis in Louisiana, mit 6.100 Insassen. Bis vor 20 Jahren galt es als das blutigste Gefängnis in den Staaten. Dort sitzen die schlimmsten Schwerverbrecher. Es war kein schöner Ort. Es gab keine Hoffnung, keine Liebe und keine Freude.

Die Veränderung kam mit einem neuen Leiter. Burl Caine. Er änderte die Gefängnisreformen und es wurde ruhiger. Die Gewaltrate sank um 85%. Was hat dieser Mann gemacht?

Er lebte vor allem und zuerst seinen persönlichen Glauben auch am Arbeitsplatz. Er veränderte die Reformen mit seinen christlichen Werten und Leitlinien und prägte somit das Miteinander zwischen Insassen und Wärtern von Grund auf positiv. Innerhalb der letzten 20 Jahre haben sich ca. 100 Gemeinden im Gefängnis gebildet. Es gibt Glaubenskurse, Gottesdienste mit Taufen. Das Unfassbare für mich daran ist: Fast alle der Insassen werden den Rest ihres Lebens in diesem Gefängnis verbringen. Lebenslange Haft für ihre schweren Straftaten. Doch bei aller Hoffnungslosigkeit dürfen sie eins wissen: Gott vergibt. In letzter Minute und auch an letzter Stelle. Im Gefängnis in Louisiana. Für mich ist es schwer nachvollziehbar wie die Menschen sich fühlen wenn sie erkennen, dass sie trotz ihrer unmenschlichen Taten in Würde und Liebe von den Wärtern und Gefängnisleitern, aber vor allem von Gott angenommen werden und er ihnen ihre Schuld vergibt.

Gott sei Dank dürfen wir erkennen, dass Gottes Gnade größer und bedingungsloser ist als wir es uns vorstellen können. Und Gott sei Dank gibt es Menschen, die wirklich etwas verändern können. So wie Burl Caine. Egal in welchen Lebenssituationen wir Menschen begegnen und zu welchem Zeitpunkt wir sie kennen lernen, sollten wir eins nicht vergessen: Da ist einer, der ist die Vergebung in Person und wir dürfen das annehmen und weitergeben. 

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