„Warum lebt ihr in einer WG?“ Das werde ich oft gefragt. Meistens steckt viel Neugierde hinter der Frage, sehr selten Unverständnis. Die meisten finden es doch relativ gut, dass wir das so machen. Aber für sie ist es eher nichts.
Ja warum eigentlich WG? Ich finde es ist das naheliegendste Wohnmodell, denn ich bin nicht gerne alleine. Warum sollte ich in ein Haus ziehen wollen, in dem ich 80% der Zeit eines Tages alleine mit den Kindern bin? Außerdem einen Kredit zurück bezahlen müsste, den wir davon abgesehen überhaupt nicht bekommen würden und mich ärgern, dass unsere zumeist noch kinderlosen Freunde uns nicht mehr besuchen kommen, weil wir aufs Land gezogen sind. Ja, warum sollten wir das tun?
Es ist mehr als eine Wohngemeinschaft. Wir teilen unser Leben. Unsere Zeit, unsere Geschichten und unsere Ideen. Wir investieren ineinander und teilen unseren Glauben. Es ist nicht immer harmonisch, aber meistens bin ich am Ende des Tages froh, dass es ist, wie es jetzt gerade ist. Manchmal fühlt es sich an, als wären wir auf einer sehr sehr langen Freizeit. Und manchmal freue ich mich auf ein paar Tage woanders. Raus aus der Stadt, raus aus der Gemeinschaft.
Ich finde es spannend mit Menschen zusammen zu leben, die nicht von Anfang an meine Freunde sind. Ich liebe es sie besser kennen zu lernen und zu verstehen, warum sie so sind, wie sie sind. Bis jetzt haben wir schon fünf Mitbewohner erlebt und ich bin so gespannt, wie sich unsere Reise weiter gestaltet. Gerade bin ich froh über die Stetigkeit.
Ich freue mich, wenn ich beobachte, dass andere Menschen sich auch für solche Lebensmodelle entscheiden und der Einsamkeit den Rücken kehren. Denn keiner muss alleine Leben, ein Haus kaufen oder irgendwelchen Erwartungen gerecht werden, die gar nicht seinen Vorlieben entsprechen. Ich wünschte, dass noch mehr Menschen in sich hinein hören, bevor sie Entscheidungen treffen. Vielleicht sollten wir Schnupperwochen anbieten?