Bei uns kommt einiges zusammen und ich habe Selfcare ganz bewusst am Anfang geschrieben. Ich reibe mich an den Begriffen sage oft: das ist halt unser Leben. Dennoch lohnt sich manchmal ein Blick drauf.
Gestern bin ich kurz erschrocken als ich in den Kalender geschaut hab. Alles voll. Jeden Tag mindestens schon zwei Dinge. Zusätzlich zur Kita, der Arbeit meines Mannes und dem ganzen Haushaltgedöns. Also Stopp. Genau hinschauen. Überlegen. Muss das sein? Was sind es für Termine? Welche Priorität haben sie?
Heute stand bei mir der Osteopath drin. Und da war klar. Das bleibt auch so. Seit Monaten habe ich Probleme mit meinem Rücken. Wen wunderts? Mich nicht. Es ist auch kein Drama. Ich schlafe relativ gut und mache Sport. Ab und zu. Jetzt sitze ich im Wartezimmer und freue mich, dass ich meiner Selfcare Priorität gegeben habe. So ganz ohne Kinder unterwegs zu sein fühlt sich komisch an. Nicht schlecht. Nicht gut. Komisch. Aber ich wage es, diesen Moment zu genießen und muss bisschen grinsen. Fühlt sich fast rebellisch an.
Carearbeit. Was ist das denn eigentlich alles? Kümmern, sorgen, tragen, stillen, versorgen, kuscheln, zuhören, spielen, streicheln, kraulen, kitzeln, lachen, Zeit! Knöpfchen und Sternchen. Beide mit ihren Bedürfnissen und beide etwas angeschlagen. Husten und Zähne. Hach. Eine bezaubernde Mischung. Was für ein Luxus, dass es unsere Prioritätensetzung ermöglicht, dass Knöpfchen Zuhause bleiben kann von der Kita.
Selbstständigkeit spielt bei uns eine große Rolle. Der Beruf meines Mannes setzt das voraus, nur leider wurde durch die Pandemie viel abgesagt, verschoben und so hat er sich umorientiert und zum Glück auch eine Anstellung gefunden, die genug Freiraum bietet beides zu tun.
Ich bin gerade sehr zufrieden damit, wie wir alles managen und unter einen Hut bekommen und doch gibt es Momente der Überforderung. Deshalb möchte ich wieder mehr Puffer einplanen, um unseren Familienalltag entspannt zu halten.
Ich wünschte, dass unsere Gesellschaft mehr wertschätzt, was der Elternteil leistet der maßgeblich für die Carearbeit zuständig ist. Es hört halt nie auf. Es geht einfach immer weiter und weiter und weiter.
Was mir hilft? Pausen, auch für die Kinder. Wir haben sehr früh damit angefangen und Knöpfchen macht jeden Tag ca. eine Stunde alleine Pause in seinem Zimmer. Er genießt diese Zeit, nicht immer, das ist klar. Aber meistens entspannt es ihn sehr und er kann danach den Rest des Tages auch genießen. An dieser Stelle bin ich meiner Schwester so dankbar, bei der wir uns das abgeschaut haben. Wichtig ist natürlich, in diese Zeit auch zu ruhen oder eine ruhige Arbeit zu machen. Meistens begleite ich Sternchen beim Schlafen (klingt gut oder? – heißt ich ruhe mich auch aus.) Perfekter Zeitpunkt ist dafür bei uns nach dem Mittagessen oder der Kita. Außerdem realistische to do’s und Träume. Nicht alles geht jetzt, aber das heißt nicht nie.
Jetzt ist die Zeit Duplo zu spielen, ohne auf die Uhr zu schauen. Morgens ohne Hektik in den Tag zu starten. Uns gegenseitig bei verschiedenen Projekten zu unterstützen.
Gerade ermöglicht mir mein Mann den Neuland Entdecker Kurs mitzuleiten und ich versuche ihm in anderen Bereichen den Rücken frei zu halten. Es geht nur gemeinsam und mit Verständnis von außen. Unser Weg ist nicht gewöhnlich, aber er passt zu uns und wir sind sehr daran interessiert mental gesund zu bleiben und vorallem in unserem Glaubensleben voran zu kommen, als Christen zu wirken und diese Zeit nicht irgendwo abzuknapsen.
Ich denke es ist für jede Familie ein ganz individuelles Thema, wie sie sich aufteilen und verteilen. Für unsere kleine Familie ist es wichtig so viel Zeit wie möglich zusammen zu verbringen, auch wenn das bedeutet weniger Geld zur Verfügung zu haben. Wir wollen beide an der Entwicklung unserer Kinder beteiligt sein und die vielen schönen kleinen Momente mitbekommen.
Denn dann können wir auch gut damit umgehen und darauf reagieren, wenn ein Bereich gerade etwas leidet oder zu kurz kommt.
Was ich eigentlich sagen will mit diesem Post? Es ist viel Arbeit eine Familie zu haben, egal ob man zusätzlich berufstätig ist oder nicht. Egal ob man ein Kind hat oder fünf. Wir sind alle unterschiedlich belastbar und das ist auch gut so. Was es mehr braucht, ist das Verständnis für individuelle Entscheidungen und Ermutigung für Frauen, die länger pausieren, als es gerade in unserer Gesellschaft Usus ist. Es ist ok. Du leistest nicht weniger. Und wer ist überhaupt berechtigte deine Arbeit, ob Care oder Erwerb, zu beurteilen?
Ich würde jeder Mama gerne empfehlen länger zuhause zu bleiben als ein Jahr. Einfach weil ich es als gut empfinde und bei meinen Kindern beobachte, dass es schön für sie ist. Bei Knöpfchen war ich aber nach einem Jahr auch wieder arbeiten. Bei Sternchen wird es jetzt anders sein. Ich werde aber auch nie nichts (ob ich Geld dafür bekomme ist dabei nicht ausschlaggebend) machen, denn so bin ich nicht. Aber welcher Mensch ist schon so? Was ich aber glaube ist, dass manche gerne länger Zuhause bleiben würden es aber nicht tun. Warum auch immer. Vielleicht werde ich mal bisschen forschen in die Richtung. Ich lasse euch dann teilhaben an meinen Erkenntnissen.
Jetzt werde ich mich nach 20 Minuten Selfcare (Sternchen auf dem Bauch) mit meinen beiden Carearbeitsprodukten auf den Weg zum Bäcker machen und danach meinen Beitrag zur Haushaltskasse leisten. Heute Abend noch meinen Vortrag für morgen vorbereiten und mir die ganze Zeit darüber bewusst sein, dass das das Leben ist, das ich leben möchte.
Wie läuft das bei euch so? Jongliert ihr auch durch die Bereiche?