Ich erinnere mich an meine Kindergartenzeit. Meine Schwester ist älter als ich und deshalb kannte ich das Gebäude, die Erzieher und viele der anderen Kinder schon gut. Bei Knöpfchen ist das anders. Für ihn ist das Gebäude neu, die Erzieher fremd und jedes Kind bringt einen bunten Blumenstrauß an Gewohnheiten, Eigenarten und Vorlieben mit. Heute war Tag 5.
Knöpfchen begrüßt die Erzieher, weiß ungefähr wie der Tag abläuft, nähert sich einzelnen Kindern an. Er macht das oft über eine Berührung, streicht den Kindern zum Beispiel sanft über den Rücken oder ähnliches. Er sucht Blickkontakt und stellt Fragen. Vieles ist noch neu, aber er wird langsam sicherer. Lacht, fragt nach und beobachtet genau. Nach zwei Stunden ist er müde und wir verabschieden uns. Heute wollte er danach gerne auf den Spielplatz, dann machte er zu Hause seine Pause. Ich glaube es stimmt, dass sich Kita für Kinder wie ein Arbeitstag anfühlt. Jetzt haben wir daheim also zwei Arbeiter und Sternchen und ich haben frei und können die beiden unterstützen, also momentan noch mehr ich als sie, aber sie wirkt sehr positiv auf unseren Familienalltag und zaubert uns oft ein Lächeln auf die Lippen, wenn wir müde sind.
Heute ist mir aufgefallen, wie sehr ich mich zurückhalten muss, mich nicht selbst einzugewöhnen. Gewohnt durch meinen Beruf und bedingt durch meine Neigung Beziehungen aufzubauen, habe ich mit einigen Kindern schon einen „Draht“ und finde sie auch alle sehr interessant und inspirierend. Es sind alles kleine, wundervolle Geschöpfe und ich bin so neugierig auf ihre Charaktere und wer später mit Knöpfchen befreundet sein wird. Natürlich fallen Sternchen und ich auf und die Kinder finden sie sehr spannend. Zum Glück sind wir in einer Kita, in der die Eltern auch viel dabei sein können und es ein gutes Miteinander zwischen Erziehern und Eltern gibt. Ich freue mich auf die verschiedenen Begegnungen, auch mit den Eltern. Ich freue mich Teil dieser Gemeinschaft zu sein und mich einbringen zu können. Für meinen Sohn, für uns als Familie und für die Menschen, denen wir dort begegnen. Ich finde es toll, dass wir jetzt neue Menschen in unserem Leben haben, die Knöpfchen prägen werden und von denen auch wir Neues lernen und genauso freue ich mich, dass ich etwas geben kann, was vielleicht den anderen nützt. Ich bin dankbar, dass ich durch Sternchens Geburt jetzt wieder die Chance auf Elternzeit habe und mir wirklich auch Zeit nehmen kann, Teil von dieser Gemeinschaft in der Kita zu werden.
Unser großer Junge wird gerade wirklich groß und wir können ihm jeden Tag zuschauen, wie er etwas Neues lernt und sich weiter entwickelt. Es ist ein Geschenk, dass wir so viel Zeit mit Knöpfchen verbringen konnten und auch jetzt ganz bewusst sagen, dass es uns wichtig ist, dass er nur ein paar Stunden am Tag in der Kita ist.
Heute ist mein Mamaherz leichter, weil wir langsam eine Routine in unseren Alltag bekommen und wir insgesamt ruhiger werden, nach der aufregenden ersten Woche. Und ich bin gnädiger. Mit Knöpfchen, mit mir, meinem Mann und unserer Situation als Familie. Wir sind unperfekt, aber Gott sei Dank kommt es nicht auf Perfektion an, sondern darauf, dass wir uns gut verstehen und uns immer wieder sagen, wie lieb wir uns haben. Gott sieht unser Bemühen und auch unseren Frust und er ist noch viel gnädiger als wir es je sein können.
Und während ich das schreibe ist mir bewusst, dass es morgen schon wieder ganz anders sein kann und Rückschläge kommen werden. Mais c’est la vie.