Ich hab es wieder nicht geschafft.
Ich bin einfach nicht gut genug.
Warum bin ich oft so schwach?
Warum versage ich andauernd?
Wieso bin ich ständig unter Druck und empfinde Stress?
Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.
Jeremia 31,3
Was für eine Zusage! In Gottes liebenden Augen, kann ich gar nicht versagen. Gott ist viel gnädiger und gütiger als ich. Seine Gedanken über mich sind freundlich und voller Liebe.
Wieso fällt es mir trotzdem oft so schwer das wirklich zu glauben. Der Bibelvers ist mir eingefallen, ich habe ihn im Kopf, ich weiß was er bedeutet, aber ich glaube ihn nicht immer. Obwohl es die Wahrheit ist. Vielmehr glaube ich, was andere sagen, oder viel schlimmer, was sie sagen oder denken könnten. Mein Mann ist manchmal sehr erstaunt über die Dinge, die ich mir ausmale. Wer was über mich denkt und wie die Menschen über mich urteilen könnten.
Woher kommt das? Ist es die Gesellschaft in der wir leben? Die uns ständig suggeriert, nur durch Leistung etwas zu erreichen und erfolgreich zu sein. Oder sind es Glaubenssätze, die ich unreflektiert von meinen Eltern, Großeltern, Verwandten, Freunden oder der Gemeinde übernommen habe? Warum schaffen es diese Dinge mich mehr zu überzeugen als es Gottes Worte voller Liebe tun?
Wenn ich darauf die passende, richtige und zufriedenstellende Antwort hätte, würde ich das jetzt gerade nicht schreiben. Ich wäre zufrieden, würde in mir ruhen und hätte keine Zweifel. Oder doch?
Vielleicht kann ich es glauben und trotzdem lässt Gott meine Zweifel zu. Meine Ängste, meine Unsicherheit, mein Scheitern. Vielleicht ist es gerade dann wichtig diesen Vers zu glauben, wenn ich mich gerade gar nicht mag und mein schärfste Kritiker bin?
Ich bin Kind Gottes. Das glaube ich. Er hat mich gemacht. Das glaube ich. Mit meinen Gaben, aber auch mit meinen Schwächen. Mit meiner Belastbarkeit und mit meiner Verzweiflung. Mit meinem Gerechtigkeitssinn und meinem Zorn. Unperfekt. Geliebt.
Ich möchte noch einen Gedanken anfügen, der für mich nur nicht fehlen darf. Gott schaut mich liebevoll an, vergibt mir und verzeiht. Doch er wünscht sich schon, dass ich nicht ständig wieder an den gleichen Punkt komme. Nicht ständig in alte Muster verfalle und mich damit tröste was ich über Gott weiß und über meine Fehler hinwegtäusche. Ich stelle mir meine Gottesbeziehung als eine Mischung aus Couching, Freundschaft und liebevoller Vater-Tochter-Bindung vor. Gott ist interessiert an meiner Entwicklung, als Christin, Mutter, Schwester, Ehefrau, Freundin, Diakonin und vielleicht noch mehr. Aber es muss eben nicht alles sofort passieren, denn er ist gnädig und zieht mich zu sich, aus reiner Liebe!